„Gelassen, motiviert & fokussiert“ – Patrick Dogue im DVMF-Interview
Mit seinem 6. Platz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gelang Patrick Dogue 2016 der internationale Durchbruch. Seitdem hält sich der 28-Jährige konstant in der Weltspitze, wurde unter anderem Militär- und Staffel-Weltmeister. Auf das nächste große Ziel „Tokio 2020“ muss der Modellathlet aus Potsdam nun ein Jahr länger als geplant warten.
Patrick, normalerweise wärst du jetzt mit deinen Teamkolleg*innen voll im Weltcup-Geschehen und im Kampf um die Olympiatickets. Aber durch die Corona-Pandemie ist ja derzeit leider nichts „normal“. Wenn du in drei Worten deinen aktuellen Gemütszustand zusammenfassen würdest, welche wären das?
Patrick: Gelassen, motiviert & fokussiert!
Das hört sich ja durchaus positiv an. War die Verschiebung der Olympischen Spiele und der restlichen Qualifikationswettkämpfe auf das nächste Jahr also aus deiner Sicht richtig?
Patrick: Ja, natürlich war das richtig. Im Moment ist es aufgrund der Reise/-Trainingsbedingungen nicht möglich, einen fairen Wettkampf auszurichten. Somit wäre auch die Qualifikation nicht durchführbar.
Wie hat sich dein Alltag durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens verändert? Was vermisst du am meisten?
Patrick: Sportlich konnte und kann ich als Olympia-Kaderathlet zum Glück fast im gleichen Umfang trainieren wie vorher. Neben den Wettkämpfen vermisse ich im Moment den Ausgleich zum Sport. Meine Freunde sehe ich allenfalls mal zufällig beim Einkaufen. Die gemeinsamen Treffen mit anderen fehlen mir. So geht es wahrscheinlich gerade den meisten.
Bleibt jetzt zumindest etwas mehr Zeit für Dinge, die sonst im Wettkampf- und Trainingsalltag zurückstecken müssen?
Patrick: Na klar. Ich investiere sehr viel Zeit in mein Studium und ein paar kleinere Renovierungsprojekte, wie zum Beispiel auf meinem Hausboot oder meinem Balkon. Meine Tage sind gefühlt voller als vorher.
Du hast letztes Jahr bei der EM den ersten Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Tokio bei den Männern geholt und dich damit in eine gute Ausgangsposition für einen Platz im Olympiateam gebracht. Fällt es dir schwer, die Spannung jetzt ein Jahr länger aufrecht zu erhalten?
Patrick: Ich sehe dieses zusätzliche Jahr als Chance, einfach noch besser zu werden. Als Moderner Fünfkämpfer gibt es immer Stellschrauben, an denen man im Training und Wettkampf drehen kann. Man lernt nie aus. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich noch stärker in die nächste Saison gehen werde.
Gerade für Sportler*innen in „kleineren“ Sportarten ist Olympia ja ein Ziel, auf das man über viele Jahre hinarbeitet und an dem man seine Lebensplanung ausrichtet. Was bedeutet die Olympiaverschiebung für dich privat bzw. beruflich?
Patrick: Ich hatte mir natürlich vorgenommen, nach den Olympischen Spielen in diesem Sommer ein paar Gänge runterzuschalten und mich dann verstärkt um mein Studium zu kümmern. Allerdings bin ich jemand, der keine zwei Tage ohne Sport kann. Deswegen bin ich auch froh, dass ich weiterhin auf ein klares Ziel hintrainieren kann. (lacht)
Tokio wäre deine zweite Olympiateilnahme nach 2016. In Rio de Janeiro (BRA) stand als Endergebnis ein beeindruckender 6. Platz. Welchen Stellenwert hatte der Wettkampf für dich und wo siehst du seitdem deine stärkste Weiterentwicklung?
Patrick: Der Wettkampf hat für mich immer noch den größten ideellen Wert. Damals war ich international noch wenig etabliert und habe mit meinem Ergebnis viele Leute überrascht und stolz gemacht. Nach den Olympischen Spielen sind meine Leistungen deutlich konstanter und ich so zu einem internationalen Medaillenkandidaten geworden.
War Rio 2016 auch dein schönster Karrieremoment bisher?
Patrick: Ja – und zwar der Moment, als ich die Ziellinie überquert hatte. Damals fiel eine große Last von mir ab.
Du sprichst den Druck im Vorfeld und während des Wettkampfes an. Wie fokussierst bzw. motivierst du dich am besten? Hast du ein bestimmtes Ritual?
Patrick: Natürlich habe ich einige Rituale, die ich aber nicht alle verraten möchte. Eins aber doch: Ich höre zur Einstimmung seit acht Jahren immer die gleiche Musik-Playlist. An Motivation mangelt es mir übrigens nie. Ich muss mich eher konzentrieren, sie im Wettkampf gezielt zu kanalisieren.
Dabei hilft dir sicher auch dein sportliches Umfeld. Mit deinem Bruder Marvin, Christian Zillekens und Fabian Liebig seid ihr in Potsdam unglaublich stark aufgestellt…
Patrick: Unsere Trainingsgruppe besteht ja schon seit unserer Jugend und das heutige Niveau haben wir zusammen mit unserem Trainerteam erarbeitet. Sowohl wir Jungs als auch die Trainer bereichern uns jeden Tag beim Training. Ich bin sehr gerne Teil dieser Truppe und glaube, dass wir in den nächsten Jahren noch für viel Furore sorgen werden.
Viel Erfolg dabei und vielen Dank für das Interview, dazu weiterhin viel Gelassenheit und vor allem Gesundheit für die aktuelle Situation.
Foto: UIPM\Virág Buza
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In der Interview-Serie des DVMF erschienen bereits Beiträge mit Janine Kohlmann, Rebecca Langrehr, Annika Schleu, Pele Uibel, Alexandra Bettinelli, Matthias Sandten und Marvin Dogue.