Versöhnliches Ende beim letzten Modernen Fünfkampf mit Reiten

Vom 8.-11. August fanden die Wettbewerbe im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Paris statt. Letztmals wurde im Modernen Fünfkampf geritten.

Der Wettkampf begann für die Frauen- und Männerkonkurrenz mit dem Fechten am 8.8. bei der alle deutschen Teilnehmenden etwas hinter ihren Möglichkeiten zurückblieben, jedoch stach auch die Konkurrenz nicht mit besonderen Ergebnissen heraus, wodurch zunächst die Qualifikation für das Finale auf jeden Fall noch im Bereich des Möglichen lag.

Im ersten Halbfinale der Männer am Freitag Nachmittag startete Fabian wegen seines Ergebnisses aus der Fechtrunde am Vortag auf dem dreifach geteilten 8. Platz. Mit fehlerfreiem 300-Punkte-Ritt rückte er auf Platz 7 vor. Da er im Bonusfechten keinen Treffer setzen konnte und somit auch keine Bonuspunkte erhielt, fiel er wieder auf den 8. Platz zurück. Mit einer soliden 2:03.81 im Schwimmen festigte er den achten Platz und konnte guter Dinge in den abschließenden Laser-Run gehen. Dort gelang ihm ein toller Wettkampf den er im letzten Schießen mit einer Schießzeit von 7.16 Sekunden abschloss. Er qualifizierte sich sicher als Sechster in einer Gruppe, die das Rennen am Ende austrudeln lassen konnte.

 

Fabian kommentierte seine Leistungen im Halbfinale bei seiner zweiten Olympiateilnahme nach Tokio als perfekten Tag. Insbesondere nach seiner Handverletzung und dem damit verbundenen reduzierten Training in den letzten Monaten nahm er nicht an, dass er über alle Disziplinen eine so stabile Leistung bringen könne. Er merkte am Ende, dass er noch Energie für eine deutlich schnellere letzte Laufrunde gehabt hätte und wird dies morgen nutzen, um um jeden Platz zu kämpfen.

 

Marvin hatte sogar eine leicht bessere Ausgangsposition in seinem Halbfinale am Abend. Er startete mit seinen Punkten aus dem Fechten vom fünffach geteilten 4. Platz. Beim Reiten leistete er sich leider zwei Abwürfen und somit 14 Strafpunkte. Da jedoch auch Andere schwächelten, insbesondere der zuvor in Führung liegende Ukrainer Oleksandr Tovkai, der nach drei Verweigerungen der Einzige war der am heutigen Tage im Reiten eliminiert werden musste, konnte Marvin sich auf dem nun dreifach geteilten 6. Platz halten. Beim Bonusfechten hatte Marvin einen hervorragenden Tag erwischt. Er gewann zunächst seinen Einstiegskampf gegen den Chinesen Li Shuhuan und anschließend noch drei weitere. Somit konnte er 8 Bonuspunkte sammeln, die ihn im engen Feld auf den 5. Platz nach vorne brachten. Erwartungsgemäß musste Marvin im Schwimmen mit Platzverlusten rechnen. Dank seiner für ihn guten Schwimmzeit von 2:07.95 verlor jedoch nur einen Platz und durfte von Platz 6 in den Laser-Run starten. Nachdem er dort zur Halbzeit des Rennens auf den 8. Platz zurückgefallen war, sah es nicht gut für seine Qualifikation aus. Dank seiner Konstanz im Laufen und Schießen konnte er in der zweiten Rennhälfte jedoch wieder einige Plätze gut machen und qualifizierte sich genau wie Fabian zuvor als Sechster in der Gruppe.

 

Marvin sagte zu seinem Finaleinzug bei seiner olympischen Premiere, dass damit sein erstes Ziel erreicht ist und er mit dieser Leistung auf jeden Fall mit einem positiven Gefühl nach Hause fahren könnte. Er versucht dieses Gefühl zusammen mit der Stimmung vor Ort und der grandiosen Location zu nutzen um morgen Alles zu geben und dabei den Wettkampf mit einem Lächeln zu beenden. Verbesserungspotential, um morgen nach einer Medaille zugreifen sieht er klar im Reiten und Schwimmen. Er möchte morgen insbesondere zeigen, dass auch er einen fehlerfreien Ritt absolvieren kann. Jetzt ist der Fokus voll auf das morgige Finale gerichtet, auf das er sich mit Fabian konzentriert vorbereiten will.

 

Die Bundestrainerin Kim Raisner lobte die Schießzeiten beider Männer und betonte den Wert der Schießleistung für das Weiterkommen. Mit Marvin wird das Reiten nochmal genau analysiert, damit morgen im Finale mindestens eine Stange weniger fällt. Sie hofft auf ein ähnliches Ergebnis bei den Frauen morgen früh und stellte dabei fest, dass trotz der vermeintlich durchschnittlichen Fechtergebnisse der beiden Frauen die Qualifikation auf jeden Fall möglich ist.

 

Der Männer-Bundestrainer Andrii Iefremenko lobt ebenfalls Fabians stabile Leistungen durch alle Disziplinen und betonte dabei, dass die Wettkampftauglichkeit nach der Verletzung an der Hand durch den Sturz beim letzten großen Wettkampf damit wohl geklärt sei. Marvins Abwürfe beim Reiten waren unglücklich aber er hat dieses Missgeschick durch seine Siegesserie im Bonusfechten perfekt ausgeglichen. Im Laser-Run vermutet Andrii, dass Marvin so gelaufen ist, dass er sich noch Energie für das Finale aufgespart hat. Er erwartet daher morgen noch eine Leistungssteigerung von ihm.

 

Annika und Rebecca starteten gemeinsam am Samstag morgen im ersten Halbfinale. Nach durchschnittlichen Fechtergebnissen am Donnerstag lagen sie zu Beginn auf den Rängen 10 und 6. Der Reitwettbewerb lief insgesamt schlechter als gestern bei den Männern mehrere Teilnehmerinnen verloren durch Verweigerungen Punkte. Annika erhielt 25 Strafpunkte für einen Abwurf, eine Verweigerung und 8 Sekunden, die sie über der Richtzeit lag. Noch schlimmer traf es Rebecca, die beim 20-minütigen Abreiten gemeinsam mit ihrem Pferd stürzte. Das Pferd wurde anschließend durch die tiermedizinische Untersuchung aus dem Wettkampf genommen. Da die Verletzung beim Abreiten durch Rebecca entstanden sein soll, hatte sie kein Anrecht auf ein Ersatzpferd. Auch ein eingereichter Protest hatte keinen Erfolg. Somit erhielt Rebecca im Reiten 0 Punkte und hatte fortan keine Chance mehr auf das Finale. Sie setzte den Wettkampf fort und versuchte die Atmosphäre zu genießen.

 

Annika konnte im anschließenden Bonusfechten keine Bonuspunkte erkämpfen und fiel dadurch auf Platz 14 zurück. Durch eine Schwimmzeit von 2:18.88 konnte sie wieder einen Platz gut machen dennoch hatte sie einen erheblichen Rückstand und eine Menge starker Konkurrenz auf den ersehnten 9. Platz. Sie startete gut in den Laser-Run und kämpfte sich durch gutes Schießen in eine Gruppe nach vorne, die um die Plätze 8-11 kämpfte. Hier wechselten die Platzierung laufend. Im letzten Schießen verpasste Annika viermal das Ziel, somit ihr schlechtestes der vier Schießserien, und fiel auf den undankbaren 10. Platz zurück. Die vor ihr laufende Litauerin und ehemalige Olympiasiegerin von 2012 Laura Asadauskaitė konnte sie auf der Laufstrecke leider nicht mehr einholen. Sie schied somit mit 2 Sekunden Rückstand auf Platz 9 aus, beziehungsweise belegte sie damit den Nachrückplatz.

 

Marvin und Fabian starteten von den Plätzen 10 und 14 ins Finale. Beim Reiten schaffte Fabian erneut eine fehlerfrei Runde und bei Marvin fiel nur eine Stange, durch die Fehler der anderen rückten Marvin und Fabian auf die Plätze 6 und 12 vor. Da beide ohne Punkte beim Bonusfechten blieben und Marvin zwar gut aber im Vergleich zur Konkurrenz langsamer schwamm, fiel Marvin vor dem Laser-Run wieder auf Platz 10 zurück, Fabian behauptete den 12. Platz. Insgesamt rutschte das Feld sehr eng zusammen. Im Laser-Run konnten beide ihre Laufleistung verbessern, jedoch konnten sie ihre starken Schießergebnisse aus dem Halbfinale nicht erneut abrufen, wodurch ein Angriff auf die Medaillen nicht möglich war. Schlussendlich beendeten die beiden den Wettkampf auf den guten Plätzen 8 und 12.

 

Das Fazit der Bundestrainerin Kim Raisner fiel am Samstag Abend gemischt aus. Trotz guter Leistungen in den meisten Disziplinen konnten die Frauen nicht die gewünschte Gesamtleistung erzielen. Mit mindestens einer Frau im Finale hatte man gerechnet. Bei den Männern hingegen war die Qualifikation beider Teilnehmer für das Finale schon eine positive Überraschung, insbesondere mit Fabians kurzfristiger Verletzungsvorgeschichte. Auch die Platzierungen im Finale mit Platz 8 und 12 sind gut. Für einen Angriff auf die Medaillen wäre wohl bereits am Donnerstag ein etwas besseres Fechtergebnis nötig gewesen.

 

Am Sonntag früh gab es eine überraschende Nachricht. Da die Britin Kate French wegen gesundheitlicher Probleme nicht am Finale teilnehmen konnte, rückte Annika noch ins Finale nach. Leider erfuhr sie sehr kurzfristig davon und konnte ihre gewohnte Vorbereitung nicht umsetzen. Sie schaffte es gerade noch pünktlich zum Beginn des Wettkampfs aus dem olympischen Dorf zur Wettkampfstätte hatte aber das allgemeine Aufwärmzeitfenster bereits verpasst. Sie startete mit ihrem Fechtergebnis von Platz 11 in den Wettkampf. Als erste Disziplin stand das Reiten an. Man sah zwar ihrem Pferd, ihr jedoch nicht, eine gewisse Anspannung an, aber Annika absolvierte den Ritt ohne Fehler und erhielt 300 Punkte für den letzten Ritt ihrer Karriere. Da Andere schwächelten rückte sie damit bereits auf Platz 7 vor. Beim Bonusfechten konnte sie ein Gefecht gewinnen und so ihren Platz halten. Durch eine durchwachsene Leistung im Schwimmen, für die sie verständlicherweise das fehlende Einschwimmen als Grund nannte fiel sie auf Rang 13 zurück. Zu Beginn des Laser-Run wirkten die ersten beiden Plätze wegen des Vorsprungs der Französin Clouvel und der Ungarin Gulyas schon als vergeben. Eine Möglichkeit auf Platz 3 hatten jedoch noch fast alle, da das Feld ab Platz 3 eng beisammen war. Elodie Clouvel verpatzte das erste Schießen dermaßen, dass sie die Führung überraschend schnell an die Ungarin abgab, die die Führung nicht mehr abgeben sollte. Annika hatte sich viel vorgenommen, leider lief es beim Schießen nicht wie gewünscht. Insgesamt 15 Fehlschüsse nahmen ihr die Chance auf eine vordere Platzierung. Sie beendete den letzten Wettkampf ihrer Karriere auf Platz 15.

 

Annika war mit der Chance die ihr, durch die Erkrankung der Britin, gegeben wurde sehr glücklich. Sie war froh nochmal beweisen zu können, was sie zu leisten im Stande ist und insbesondere eine bessere Leistung im Reiten zu zeigen als im Halbfinale. Dies ist ihr offensichtlich gelungen, damit konnte sie das Kapitel für sich versöhnlich abschließen. Den Rest des Wettkampfs genoß sie und saugte ein letztes Mal die atemberaubende Atmosphäre auf.

 

Die Bundestrainerin ergänzte, dass mit Annikas Finalteilnahme nun doch die Ziele erreicht sein, die man sich vorgenommen habe. Ein Kapitel des Sports habe so auch aus deutscher Sicht ein würdiges Ende gefunden.

 

In vier Jahren in Los Angeles wird der Moderne Fünfkampf etwas anders aussehen und vermutlich werden auch andere Gesichter zu sehen sein. Konkrete Informationen über die Zukunft der anderen Aktiven gibt es noch keine. Einige wollen die neue Disziplin mal ausprobieren und danach entscheiden. Die Chance dazu haben sie im Oktober bei der ersten Deutschen Meisterschaft im Modernen Fünfkampf mit der neuen Disziplin Obstacle Course Racing (OCR).


Redaktion: DVMF Presse
Foto: IOC / Filip Komorous