Marvin Dogue im Wettbewerb um das Sporthilfe Start-up des Jahres
Gespräch mit Fünfkämpfer, Sportsoldat und BWL-Student Marvin Dogue über seine App-Idee zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten
Gemeinsam mit der DKB und der Werte-Stiftung rief die Deutsche Sporthilfe einen Förderwettbewerb für Sportler:innen ins Leben, bei dem jedoch nicht ihre sportlichen Leistungen zentraler Gegenstand waren, sondern ihre Start-up Ideen: gesucht wurde die beste Geschäftsidee der aktuell oder ehemals Sporthilfe-geförderten Athlet:innen. Die sportliche Karriere ist keine langfristige, daher sollte der Wettbewerb Anreize schaffen, ein zweites Standbein im Blick zu behalten. Im Falle eines Gewinns werden die Teilnehmer:innen dann mit einem Preisgeld unterstützt, ihr Projekt optimal zu verwirklichen.
DVMF Fünfkämpfer Marvin Dogue aus Potsdam, begeisterter BWL-Student mit Gründervisionen war als erster Fünfkämpfer des jährlich stattfindenden Förderwettbewerbs mit von der Partie. Als einer von sechs Nominierten kämpfte er um den Preis: 1.200 Euro zur Unterstützung für die Weiterentwicklung des vorgestellten Projekts. Marvin trat mit seiner App-Idee „NochGut ?!“ an, mit der er Usern die Möglichkeit bieten möchte, ortungebunden zu schauen, welche Lebensmittel daheim noch vorrätig sind und will damit sowohl Umwelt als auch Portemonnaies entlasten. Gewonnen hat er zwar nicht, eine Bereicherung für sich und sein Projekt sei der Wettbewerb aber trotzdem gewesen, erzählt er uns im Interview und klingt dabei ganz zuversichtlich, dass seine App eines Tages doch noch unseren Alltag erleichtern und nachhaltiger machen kann.
Marvin, du bist seit 2004 im Fünfkampf aktiv und durch deine Leistungen der letzten Jahre kennt man hier auch deinen Namen. Wie bist du zum Fünfkampf gekommen?
Ich bin über meinen Bruder zum Fünfkampf gekommen. Der hat an einem Talentwettbewerb teilgenommen, wo junge Talente im Bereich Schwimmen und Laufen gesucht wurden – so sind wir damit erstmals in Berührung gekommen. Meine Mutter hat dann anschließend selbst ein Training organisiert, da war ich natürlich auch dabei. Meine erste Trainerin war, sozusagen meine Mutter. Die Disziplinen wurden alle getrennt unterrichtet. War eine spannenden Zeit. Als ich dann zu den ersten Wettkämpfen gefahren bin, gab es da die Potsdamer, die immer alles gewonnen haben – dann wollte ich dort auch hin. In der siebten Klasse bin ich dann nach Potsdam aufs Sportinternat gegangen und das lief dann auch ganz erfolgreich. Ich trainiere immer noch dort, heute unter Frau Adermann. Zu meinen größten sportlichen Erfolgen zähle ich den vierten Platz im WM Einzel, den Staffel-Weltmeistertitel, den zweiten Platz im Weltcup Finale und dass ich es schon unter die Top drei der Weltrangliste geschafft habe.
Du bist Sportsoldat und studierst BWL. Das klingt nach sehr viel Arbeit! Wie war/ist das Studium mit deinem Athletenalltag vereinbar?
Ich habe 2016 mein Abi gemacht und bin als Sportsoldat zur Bundeswehr gegangen. Dort konzentriert man sich zuerst ein Jahr lang auf den Sport und fängt erst danach mit dem Studium an. So ein duales Studium als Spitzensportler bringt definitiv Herausforderungen mit sich – der Uni-Stundenplan kann sich mit Trainingszeiten überschneiden, Klausurentermine fallen auf Wettkämpfe, und so weiter. Es gibt aber immer die Möglichkeit, alles nachzuholen und das habe ich bisher auch gut meistern können. Als dann Corona kam, waren Wettkämpfe erstmal nicht mehr möglich und parallel dazu wurde das Uni-Programm online angeboten – also habe ich mich darauf konzentriert. Alle Vorlesungen online anhören zu können war schon super. Grade bin ich sogar schon in den letzten Zügen und schreibe an meiner Bachelorarbeit.
Du hast eine App-Idee entwickelt, mit der man z.B. die Möglichkeit hat, unterwegs zu schauen, welche Lebensmittel noch zu Hause vorrätig sind. Kannst du mir das etwas genauer erklären?
Genau. Ich gehe jeden Tag den gleichen Weg nach Hause, komme an einem Supermarkt vorbei und rufe jedes Mal meine Freundin an, um zu fragen, was wir noch zu Hause haben. Jedes Mal hoffe ich, dass sie ran geht und auch zu Hause ist, um nachschauen zu können. Ich telefoniere gerne mit meiner Freundin, so ist es nicht (lacht), aber jeder kennt es, wir können nicht unseren gesamten Lebensmittelvorrat auswendig wissen. Da dachte ich mir, es muss doch irgendeine Lösung geben, die das besser macht. Besonders wenn man bedenkt, dass in Deutschland jährlich Lebensmittel im Wert von über 20 Mrd Euro im Müll landen. 52 Prozent des Mülls fällt in den privaten Haushalten an. Das könnte vielleicht vermindert werden, wenn wir nicht mehr alles doppelt und dreifach kaufen würden.
Kam die Idee vor oder mit dem Förderwettbewerb?
Ich hatte davor schon ein paar Gründerideen, da das eine Sache ist, die ich auf jeden Fall später mal machen will. Im Studium hat man ja schon ein paar Dinge bezüglich Gründung gelernt, aber das war die erste Möglichkeit, ein solches Projekt wirklich auszuarbeiten. Deswegen habe ich auch an dem Wettbewerb teilgenommen. In erster Instanz gab es Workshops, danach ging es auf Ideensuche. Ich habe mir überlegt was mich so richtig nervt und wofür ich gerne eine Lösung finden würde. So kam es zu dieser Idee.
Gewonnen hat nun Mario Vogt (Radsport) mit seiner Booking-Plattform für Sportler:innen, „Sportsharing-Network“. Hast du trotzdem vor, weiterhin am Konzept zu arbeiten oder in Zukunft neben dem Sport ähnliche Projekte zu verfolgen?
Wir haben in der Runde gesessen und ich dachte mir: ich würde echt gerne selbst gewinnen, aber wenn ein anderer gewinnen soll, dann Mario. Er hat schon richtig viel investiert und Corona hat ihm dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sowas ist ärgerlich und die Idee ist auch ziemlich cool. Außerdem ist er am Ende seiner Karriere und kann seine Idee dementsprechend perfekt umsetzen. Wenn man noch aktiv im Sport ist, wie ich, müsste man das Zeitpensum ja dementsprechend anpassen. Man müsste sich erstmal mit Trainern etc. gemeinsam hinsetzten und überlegen, wie das möglich wäre. Ich bin ja in erster Linie Sportler und liebe diesen Sport. Trotzdem würde ich mein eigenes Projekt schon gerne weiter entwickeln. Als Hobby nebenbei geht das zwar nur bis zu gewissen Grenzen, aber ich hab es die letzten Wochen und Monate ja auch nebenher gemacht und bin gut vorangekommen. Natürlich wäre es mit 12.000 Euro Preisgeld einfacher, aber ich hatte das Glück, dass ich ein Jurymitglied sehr von mir überzeugt habe. Mit dem werde ich mich noch ein bisschen mehr austauschen, denn er will mir weiterhelfen. So eine Person, die mich unterstützt ist mit Geld nicht zu bezahlen.
Das heißt, du hast den Wettbewerb und auch die anderen Projekte als sehr positiv und produktiv empfunden?
Ich habe viel gelernt in der letzten Zeit. Einfach mal unterschiedliche Menschen kennenzulernen war eine tolle Erfahrung. Klar, wir sind alle Sportler, aber eben nicht nur. Auch die Ideen waren komplett unterschiedlich. Es war sehr interessant die verschiedenen Business-Projekte kennenzulernen, wie sie umgesetzt werden, und so weiter. Es gab ja Personen, die waren viel weiter als ich, die arbeiten schon über ein Jahr daran und ich hatte meines erst zwei Monate lang erarbeitet – und kann trotzdem glücklich nach Hause gehen, hab ein Jury Mitglied überzeugt. War echt eine super Angelegenheit, die ich jedem empfehlen kann.
Welche Bedeutung haben solche Förderprojekte für Sportler:innen?
Ich finde solche Projekte wichtig. Bei mir war es so, dass ich für Olympia zwar qualifiziert war, aber nur als Ersatzmann. Ich wollte mich daher umschauen, was es für andere Möglichkeiten gibt, sich in der Zeit voranzubringen. Da kam der Wettbewerb sehr passend. Außerdem gibt es ja ein “nach dem Sport”. Genau für sowas sind solche Projekte da. Zu planen, wie das Leben nach dem Sport aussehen kann. Da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Beim Sporthilfe Eliteforum habe ich auch schon teilgenommen. Sowas kann auch menschlich und persönlich weiterbringen, ist also wirklich lohnenswert.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für deinen weiteren Weg!
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Redaktion: DVMF Presse
Foto: DVMF/Henning Angerer